Freitag



16:00 Einführung in eine allgemeine Knastkritik und Solidarität

„Wir sind gegen den Knast, weil eine Gesellschaft die es braucht, Menschen einzusperren und zu entmündigen, selbst ein Knast ist.“

Woher kommt das Konstrukt des Knastes, wem nützt es, wer wird bestraft und wie funktioniert dessen Prinzip auch außerhalb der hohen Mauern? Fragen, die wir uns im Kampf für eine emanzipatorische, solidarische und herrschaftsfreie Gesellschaft stellen müssen und die wir gern mit euch diskutieren wollen. Knast ist keine Sackgasse innerhalb der Konfrontation mit Staat und Kapital. Es ist vielmehr ein Arbeitsfeld, dessen Grenzen es ständig zu überwinden gilt, mit dem Bewusstsein, dass seine Prinzipien, wie etwa die Überwachung, die Willkür und die Normierung von „richtig“ und „falsch“ die gesamte Gesellschaft durchziehen und uns allen tagtäglich begegnen. Die kapitalistischen Verhältnisse zu kippen, heißt mit der Knastgesellschaft zu brechen.


18:00 Knast und Industrie (Schwerpunkt USA) Kurzvortrag zu Gefängnisindustrie und anschliessend ein Film: “War On Drugs – Amerikas längster Krieg” (USA 2013 – dt.Fassung)

Der “Krieg gegen Drogen” wird von vielen US-Bürger*innen eher als “Krieg gegen Arme” wahrgenommen. Die Dokumentation “War On Drugs” spricht mit Fahndern, Justizmitarbeiter*innen, Gefangenen und ihren Angehörigen. Der Film zeichnet ein drastisches Bild vom längsten und längst verlorenen Krieg der USA.
www.mumia-hoerbuch.de


19:00 Theorie und Kritik der Antipsychiatrie

Das deutsche Strafrecht unterscheidet zwischen Strafen und Maßregeln. Der Maßregelvollzug findet in speziellen psychiatrischen Kliniken statt, hier müssen sog. schuldunfähige oder unzurechnungsfähige Menschen ihre Taten nicht absitzen, sondern es wird versucht ihrer Gesellschaftsunfähigkeit zu bessern und die Gesellschaft vor ihnen zu sichern. Um dieses Ziel zu erreichen, werden freiheitsentziehende Maßnahmen, Zwangstherapie und Zwangsmedikation eingesetzt. Anders als im Knast wissen die Menschen im Maßregelvollzug häufig nicht wie lange sie verwahrt bleiben.
Wir wollen uns gemeinsam mit euch etwas genauer das Feld der forensischen Psychiatrie und des Maßregelvollzuges anschauen, diskutieren und wahrscheinlich mehr Fragen stellen als Antworten finden. Der Workshop ist als Einführung geplant.


20:15 K.O.M.I.T.E.E

Anfang Juli 2014 wurde Bernhard Heidbreder von venezolanischen Sicherheitskräften in Mérida festgenommen. Seitdem sitzt Bernhard in der Hauptstadt Caracas in Polizeihaft. Die deutschen Behörden haben seine Auslieferung beantragt, weil gegen ihn in Deutschland ein Ermittlungsverfahren läuft. Bernhard wird vorgeworfen zusammen mit zwei weiteren Personen vor fast 20 Jahren in einer militanten Gruppe der Linken, dem K.O.M.I.T.E.E., aktiv gewesen zu sein.


Samstag



14:00 Infoveranstaltung von ABC Wien

Die Idee einer anarchistischen Gefangenenunterstüzung gibt es seit sehr langer Zeit, Anfänge davon finden sich bereits im zaristischen Russland. Seit 1900 organisieren sich unterschiedlichste Solidaritätsnetzwerke u.a. unter dem Namen “Anarchist Black Cross”. Wir werden über die Arbeit von ABC Wien berichten sowie unseren unversöhnlichen Zugang zur Knastgesellschaft und auch kurz auf die aktuelle Repression in Österreich eingehen.
www.abc-wien.net


15:30 Soliwerkstatt & Andreas Krebs

Im Rahmen der Soliwerkstatt enstand Kontakt zu Andreas Krebs, wir wollen mit euch kurz über Schreibwerkstätte sprechen und auch das Gespräch mit Andreas versuchen her zu stellen.


18:00 Lesung “Vogelperspektiven”

Durch den letzten Tattoo Circus in Berlin konnte dieses Buch in der Entstehung zumindest finanziell verwirklicht werden. Heute stellen Menschen das Buch vor und lesen Stellenweise daraus.

Das Buch, das Du in den Händen hältst, ist ein Stück Rebellion gegen den Knast…
So beginnt die Einleitung zu dem Buch “Vogelperspektiven”. Das unter dem Pseudonym T.Braven geschriebene Buch eines anonymen Gefangenen,wurde nach seiner Erstveröffentlichung 1989, 2012 von einigen Anarchist_innen in Solidarität neu aufgelegt.
In den Jahren um 1990 gab es in den europäischen Knästen eine Reihe von Aufständen, während derer z.B. Dächer und Innenhöfe besetzt, Hungerstreiks durchgeführt und die Revolten der Eingesperrten durch Propaganda und Aktionen auf den Straßen unterstützt wurden. In diesem Kontext von Ausbrüchen der Wut um die 90er schrieb der anonyme Autor Thomas Braven seine Geschichte nieder. Diese ist sicherlich keine unbedingt schöne – Thomas Bravens Geschichte ist auch eine Geschichte der Gewalt, entsprechend den gewalttätigen Verhältnissen, in denen er sozialisiert wurde. Vor allem ist sie aber der Bericht eines Kriminellen, der sich zum Rebellen entwickelt – der sich entscheidet, die Demütigungen der Autoritäten nicht weiter zu ertragen und sein Leben im Gefängnis aufrecht und angriffslustig zu führen.

Bookpresentation
The book you are holding in your hands is a piece of rebellion against the prison…
That’s the beginning of the introduction from the book “Vogelperspektiven”. The book of a anonymous prisoner, written under the pseudonym T. Braven was republished in solidarity by some anarchists in 2012 after the first publishing in 1989. In the years around 1990 there were a few insurrections in European prisons in which by e.g. roofs and courtyards were occupied, hunger strikes were held and the revolts of the imprisoned were supported through propaganda and actions on the streets. In this context of outbreaks of anger around the 90’s the anonymous author Thomas Braven has written down his story.
This story is for sure not a beautiful one. Thomas Bravens story is also about a history of brutality, corresponding to the violent circumstances he was socialized in. But first of all it’s a report of a criminal who transformed himself into a rebel, who decided to bear the humiliation from the authorities not any longer and to have a upright and pugnacious life in prison. This book fell into our hands and we want to present it to you. Like in the first edition we want to pass on this document of a rebellious life, because Bravens book describes mainly one thing: The courage to revolt.


20:00: Repression against italian anarchists

During the past few years, the lively italian anarchist movement, in all its various and often conflicting expressions, has been witnessing again a sharpening of the repression.This has been partly a response to the intensification of some specific struggles where anarchist comrades have been fruitfully involved – i.e. the one against the TAV or against forced evictions in the city of Turin -, as well as to the undertaking of direct action by anarchist minorities against the ecological collapse or in solidarity towards imprisoned comrades worldwide, just to name two fields of action.
The state autorithies unleashed the well-known array of repressive measures, implementing the use of some paragraphs and creating de facto some isolation prison wings for anarchists comrades.

Pointing out that the repression has not been targeting exclusively anarchists but instead all form of social struggles bearing a confrontative character, the talk aims to give an general overview on the different ongoing cases against anarchists and to introduce the participants to some of the most infamous characteristics of the italian penal code, which foresees a fairly wide range of possibilities unknown to many comrades abroad.
A discussion will be more than welcomed. The talk is going to take place in english due to the international character of the tattoo circus event.


Sonntag



14:00 Antira-Kollektiv „te kedas donde kieras“ aus Barcelona. Vorstellung ihrer Arbeit gegen den Abschiebeknast


16:00 Kampf gegen die Ausschaffungsmaschinerie und die neuen Bundeszentren für Asylsuchende in der Schweiz Infoveranstaltung mit anschliessender Diskussion

Eine informelle Gruppe aus der Schweiz berichtet über den Kampf gegen ein schon 9 Monate bestehendes Test-Bundeszentrum für Asylsuchende in Zürich. In diesem werden bis zu 300 Migrant_innen eingesperrt, um an ihnen das neue Schnellverfahren (max. 140 Tage) zu testen und sie mit hoher Wahrscheinlichkeit anschliessend auszuschaffen. Wir wollen uns über Erfahrungen der Selbstorganisation und des Angriffs austauschen und offene Fragen diskutieren.

Einiges zu dieser Thematik findet ihr unter: www.ausdemherzenderfestung.noblogs.org


18:00 Veranstaltung zu Palästinensischen Gefangenen und Knästen aus feministischer Perspektive